„Dürfen sich Christen wehren?"- Pastor Jakob Tscharntke

Wir hatten schon in der Vergangenheit die Evangelische Freikirche Riedlingen und deren Pastor Jakob Tscharntke vorgestellt. Seit dem Jahr 2007 werden alle Predigten der Freikirche auf der Homepage www.efk-riedlingen.de eingestellt, seit dem Jahr 2018 sogar mit Video. So besteht die Möglichkeit, zu wichtigen Themen Predigten des Pastors Tscharntke noch einmal nachzuvollziehen.

Am 14.05.2017 hatte die Predigt die Überschrift

„Dürfen sich Christen wehren?“

Predigttext war aus dem Alten Testament der Bibel das 1. Buch Mose, Kapitel 14, Verse 13-20 wo es wie folgt heißt:

13 Da kam einer, der entronnen war, und sagte es Abram an, dem Hebräer, der da wohnte im Hain Mamres, des Amoriters, des Bruders von Eschkol und Aner. Diese waren mit Abram im Bund. 14 Als nun Abram hörte, dass seines Bruders Sohn gefangen war, wappnete er seine Knechte, dreihundertundachtzehn, in seinem Hause geboren, und jagte ihnen nach bis Dan 15 und teilte seine Schar, fiel des Nachts über sie her mit seinen Knechten und schlug sie und jagte sie bis nach Hoba, das nördlich der Stadt Damaskus liegt. 16 Und er brachte alle Habe wieder zurück, dazu auch Lot, seines Bruders Sohn, mit seiner Habe, auch die Frauen und das Volk. 17 Als er nun zurückkam von dem Sieg über Kedor-Laomer und die Könige mit ihm, ging ihm entgegen der König von Sodom in das Tal Schawe, das ist das Königstal. 18 Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten 19 und segnete ihn und sprach: Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; 20 und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.

Natürlich ein Kern der Bibel „Liebt eure Freunde, tut wohl die euch hassen“. Schließt dieser Satz aus, dass Christen sich wehren dürfen?

Hier gilt natürlich wie immer beim Lesen der Bibel, die isolierte Betrachtung eines Verses macht ein falsches Gesamtbild. Vielmehr ist es wichtig sich genau anzuschauen, was die Bibel, das heißt Gott insgesamt dazu sagt.

Hier hilft z.B. sich anzuschauen im neuen Testament im Buch des Lukas, Kapitel 22, Verse 35-38, wo kein anderer als Jesus, Gottes Sohn, folgendes sagt:

35 Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals. 36 Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche, und wer’s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert. 37 Denn ich sage euch: Es muss das an mir vollendet werden, was geschrieben steht (Jesaja 53,12): »Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.« Denn was von mir geschrieben ist, das wird vollendet. 38 Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.

Auch wenn es Versuche gibt, diese Worte anders zu interpretieren, sind sie doch vollkommen klar. Jesus hat gesehen, dass auf die damalige Welt feindselig geworden war und Jesus zur Verteidigung mit dem Schwert aufforderte.

Eine andere wichtige Stelle in der Bibel, im Buch Matthäus, dort Kapitel 26, Verse 50-56, wo es heißt:

50 Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn. 51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. 52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. 53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte? 54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss? 55 Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. 56 Aber das ist alles geschehen, damit erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.

Natürlich war es wie selbstverständlich, dass der Freund und Jünger von Jesu ein Schwert bei sich führte, um sich zu verteidigen. Jesus hat ihm auch nicht befohlen, das Schwert wegzuwerfen, vielmehr ist an seinen Ort, d. h. in die Scheide Weg zu stecken. Warum Jesus an dieser Stelle Petrus Einhalt gebietet ist die Tatsache, dass es hier nicht um das menschliche Leben von Jesus geht, was es zu verteidigen gilt, sondern um das geistliche Thema des Sterbens Jesu für uns Menschen. In diesem geistlichen Kampf hatte das Schwert von Petrus nichts zu suchen.

Auch das Alte Testament beschreibt das Wesen unseres Gottes, insbesondere im oben zitierten ersten Buch Mose, Kapitel 14. Abraham hat seinen Neffen und Freund Lot aus der Geiselhaft befreit, und dies mit Waffengewalt. Dies ging sicher nicht unblutig vonstatten. Als er zurückkommt erscheint ihm Melchisedek was übersetzt heißt „König der Gerechtigkeit“ aus dem Ort Salem, was übersetzt bedeutet „Frieden“. Im sogenannten Hebräer-Brief im neuen Testament der Bibel wird darauf hingewiesen, dass dieser Melchisedek kein anderer war als Jesus Christus, der Abraham nach der – blutigen – Befreiung von Lot gesegnet hat. Auch hier hat Gott also Abraham nicht bestraft für die Anwendung von Gewalt, das Gegenteil war der Fall.

Der Einsatz von Gewalt ist nach Gotteswille, so hat es auch Luther gesagt, gerechtfertigt, um dem Bösen entgegenzutreten und dieses einzudämmen. Niemand wird auch ernstlich bestreiten, dass wenn neben mir einem Menschen Gewalt angetan wird, ich diesem unter Einsatz von Gewalt nicht helfen sollte. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Gott verlangt hier den Einsatz von Gewalt, um das Unrecht abzuwenden.

Wieder eine sehr gute Predigt von Pastor Tscharntke, die natürlich bei allen Gutmenschen, die es auch in christlichen Kreisen gibt, nicht sehr beliebt ist. Mögliche Ablehnung aus diesen Kreisen darf aber nicht dazu führen, Gottes Wahrheit zu vertreten und zu verbreiten.

In diesem Sinne wünsche ich noch eine gute und gesegnete Woche.

Schulte Anwaltskanzlei
Thomas Schulte LL.M.
Rechtsanwalt und Fachanwalt


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