Gedenken – Der Prediger aus dem KZ Buchenwald (Video)

In dieser Zeit gibt es viele Jubiläen. Es sind 50 Jahre her als der erste Mensch auf dem Mond war, vor 75 Jahre ereignete sich das fehlgeschlagene Attentat von Graf von Stauffenberg auf Hitler.

Ein äußerst wichtiges Jubiläum konnten wir am 18. Juli 2019 feiern. An diesem Tag vor 80 Jahren starb der evangelische Pfarrer Paul Robert Schneider im KZ Buchenwald als Märtyrer.

Paul Schneider war bis 1934 Pfarrer in Hockenheim und dem Nachbarort Dornholzhausen. Die Nazis versuchten, immer mehr Einfluss auf die evangelische Kirche zu nehmen. Daher wurde 1933 der Pfarrernotbund gegründet, der 1934 zur „Bekennenden Kirche“ wurde. Ziel war es, den Einfluss der Nazionalsozialisten in der Kirche zurückzudrängen. Paul Schneider gehörte dazu.

In Paul Schneiders Stadtgemeinde kam es dann zum Konflikt wegen der Teilnahme am „Jahresabendmahl“. Er konnte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dass Menschen, die ein weltliches Leben führen, daran teilhaben. Später protestierte Paul Schneider gegen den Stabschef der SA. Nunmehr war er einem besonderen Druck der Nazis ausgesetzt. Schneider nahm auch gegen Goebbels Stellung, und zwar in einer öffentlichen Predigt. Kurz nach Antritt einer neuen Pfarrstelle gab es einen weiteren Konflikt mit der NSDAP. Bei einer Beerdigung eines Hitlerjungen ergriff der NS-Kreisleiter das Wort. Schneider äußerte Zweifel, dass es einen „himmlischen Sturm Horst Wessel“ gebe. In der Folge wurde er verhaftet.

Inständige Bitten von Freunden, jedes Ärgernis mit den Nazis zu meiden, konnte Paul Schneider nicht nachkommen. Er geht am 29. März 1936 nicht zur Reichstagswahl, da auf dem Wahlzettel nur ein „Ja“ akzeptiert werden konnte.

Paul Schneider bestritt dem Staat das Recht, in die Kirche hinein zu regieren. So hielt er trotz des Verbots am 3. Oktober 1937 den Gottesdienst zum Erntedankfest. Daraufhin wurde er wieder ins Gefängnis der Gestapo in Koblenz gebracht. Die Verlegung in das neu errichtete KZ Buchenwald erfolgte am 27. März 1937, wo er Zwangsarbeit verrichten musste. Als er anlässlich des „Führergeburtstags“ am 20. April 1938 den Hitlergruß verweigerte, wurde er mit Stockschlägen bestraft und in eine Einzelzelle gesperrt. Seit dieser Zeit predigte er aus dem Zellenfenster zu den auf dem Appellplatz stehenden Häftlingen das Evangelium. Er rief auch Bibelsprüche, Trostworte, Ermutigung an die Mitgefangenen sowie Anklagen gegen die SS-Männer, trotz ständiger grausamer Misshandlungen.

In dem Buch „Der Prediger vom Buchenwald“ ist auf den Seiten 164 und 165 unter anderem folgendes zu lesen:
„Es hat jemand uns erzählt, wie er auf dem Appellplatz im Lager Buchenwald gestanden hat – grenzenlos allein, unheimlich gefangen und ohne Glauben – entschlossen, in der nächsten Nacht in den elektrischen Draht zu gehen und Schluss zu machen. Da hörte man an diesem Ort des Grauens und der Verzweiflung eine laute klare Stimme über dem Platz der 20.000 Gefangenen schallen. Diese Stimme rief aus dem Fenster der Bunkerzelle heraus: „Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis. Das war die Stimme des rheinischen Pastors Schneider. Und der uns das erzählte, hat gesagt: „Er hat mich durch diesen Ruf gerettet! Denn von da an wusste ich, dass noch Einer bei mir ist!“ – Sie haben den Paul Schneider für seinen Ruf geschlagen und schließlich stumm gemacht. Aber Gott hatte ihn gesendet, Menschen zu retten……. Paul Schneider war schlimmer gefangen als alle anderen, wehrloser und machtloser als irgendein Mensch, und doch der freie Zeuge Jesu in jener Stunde – frei, weil er wusste, dass Jesus in der Welt ist, auch für die Gefangenen Brüder……. Paul Schneider konnte nur noch rufen, sonst nichts, aber er gab für sein Zeugnis seinen geschundenen Leib und sein Leben, damit die Brüder gerettet werden, dass Menschen den Heiland sehen und erkennen. Was gibst Du? Gott braucht Dich, Dein Herz, Dein Wort, Deine Tat! Der Herr fragt: Wen soll ich senden?……. “.

Da Paul Schneider durch Folter und Qual nicht zu beugen ist, wird er am 18. Juli 1939 ermordet – durch ein Spritzen einer Überdosis des Herzmedikaments Strophanthin. Am 27. November 1937 war er eingeliefert worden. 14 Monate hatte er in Einzelhaft verbracht, wurde fast 2 Jahre gequält.
Seine Witwe, Mutter von 6 Kindern, durfte Paul Schneider sehen, bevor der Sarg versiegelt wurde: „Auf Pauls Gesicht lag der Friede und die Hoheit der Erlösten. Ich durfte Paul in diesem Augenblick mit den Augen des Glaubens sehen“.

Wie werden wir uns verhalten, wenn eine solche Prüfung auf uns zukommt?

Ich hoffe, wir bleiben Ihm treu!
Ich habe Ihnen unten noch ein kurzes Video eingestellt, Bilder unmittelbar nach der Befreiung des KZ Buchenwald.

Ihnen und Ihrer Familie eine gute und gesegnete Woche.

Schulte Anwaltskanzlei
Thomas Schulte LL.M.
Rechtsanwalt und Fachanwalt


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